Bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung treten 19 Parteien an. Das Spektrum reicht von der rechtsextremen DNVP bis zur linken USPD. Aus Protest gegen die Nationalversammlung boykottiert die linksextreme KPD die Wahlen. Auf dem Bild sind Wahlkämpfer der Deutschen Volkspartei zu sehen. Die wichtigsten Parteien werden jetzt kurz vorgestellt.
Die DDP steht auf dem Boden der demokratischen Ordnung und nimmt großen Einfluss auf die Gestaltung der Weimarer Verfassung. Die in Bildungsbürgertum und Mittelstand verankerte Partei fordert die strikte Trennung von Staat und Kirche, eine Begrenzung des staatlichen Einflusses auf die Wirtschaft sowie die Abschaffung wirtschaftlicher Monopole und strebt einen Ausgleich zwischen Kapital- und Arbeiterinteressen an.
Die SPD setzt sich ungeachtet heftiger interner Konflikte in der Revolutionsphase für die Aufrechterhaltung der staatlichen Ordnung ein. Sie stützt und verteidigt die Republik, wird aber vom bürgerlichen Lager überwiegend skeptisch betrachtet. Wegen ihres vermittelnden Kurses ist sie zahlreichen Anfeindungen von rechts und links ausgesetzt.
Sie ist die politische Interessenvertreterin der katholischen Bevölkerung. Unter Führung Matthias Erzbergers bekennt sich das Zentrum zum republikanischen Verfassungsstaat und arbeitet gemeinsam mit SPD und DDP in der Weimarer Koalition am Aufbau der parlamentarischen Demokratie.
Sie bildet sich 1917 aus dem pazifistischen Flügel der SPD nach heftigem Streit über die Haltung zum Krieg. Zwar einigen sich beide Parteien im November 1918 auf eine Zusammenarbeit im Rat der Volksbeauftragten, aber wegen des gewaltsamen Vorgehens der SPD gegen linksrevolutionäre Aufstände verlässt die USPD Ende 1918 die Übergangsregierung.
Sie steht dem neuen Staat ablehnend gegenüber. Als Partei der Schwerindustrie vertritt sie die Interessen des Großbürgertums und des gewerblichen Mittelstands. Politisch noch stark der Gedankenwelt des Obrigkeitsstaats verhaftet, befürwortet die DVP den Aufbau einer starken Zentralgewalt.
Die Anhänger der DNVP sind keine Freunde der Republik! Sie verbindet ein nationalistisches, monarchistisches und antijüdisches Weltbild, ihr Ziel ist die Abschaffung der Republik. Die DNVP vertritt vor allem die Interessen der ostelbischen Großgrundbesitzer und der Großindustrie.
Im Konflikt über die Haltung zum parlamentarischen System spaltet sie sich vom Zentrum ab und etabliert sich als konservativ-kirchliche Regionalpartei mit reichsweitem Betätigungsfeld. Die BVP ist die dominierende politische Kraft in Bayern.