Ein Zeichen des Aufbruchs und der Einigkeit sollen die Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919 sein. Zwei Monate voller Ungewissheit, Schrecken und Not, aber auch Hoffnung liegen hinter den Deutschen. Die Wahlen sollen nun stabile Verhältnisse bringen.
Dieser Wahlkämpfer versucht die Berliner zu überzeugen, ihr Kreuz bei der SPD zu machen. Die Entscheidung für die Wahl fiel nur einen Monat zuvor, wenig Zeit also für einen geplanten Wahlkampf. Viele Auftritte sind improvisiert, billig, einfach und schnell herzustellende Flugblätter geben die Parteiprogramme wieder.
"Wahl-Polonaise" nennen die Deutschen die langen Schlangen vor den Wahllokalen. Tatsächlich ist die Beteiligung am Urnengang so groß wie selten zuvor. Auch weil das Wahlalter von 25 auf 20 Jahre heruntergesetzt wurde. Erstmals sind Soldaten stimmberechtigt. Die größte Neuerung aber ist das Wahlrecht für Frauen!
Diese Nonnen wählen am 19. Januar 1919 zum ersten Mal in ihrem Leben. Mit Einführung des Frauenwahlrechts erhöht sich die Zahl der Stimmberechtigten mit einem Schlag um 20 Millionen. Jede Partei buhlt um die Zustimmung dieser mächtigen Wählergruppe. Doch es gibt auch Widerstände.
Heute kaum zu glauben, aber 1919 ist das Frauenwahlrecht noch längst nicht unumstritten. Hier eine Schmähschrift, die sich mit Hilfe gängiger Klischees über die politische Beteiligung der Frauen lustig macht. Doch die Frauen lassen sich davon nicht einschüchtern und nehmen ihr neues Recht millionenfach wahr.
Die Nationalversammlung beschützt das Deutsche Volk. Und sie ist weiblich! Die Ergebnisse der Wahlen zeigen die Abkehr von der Revolution hin zu einer geordneten Staatenbildung. Das gesamte Volk soll sich von der Nationalversammlung vertreten fühlen.