1918: Der Achtstundentag verändert die Gesellschaft. Plötzlich haben die Deutschen Freizeit! Platz Eins der Freizeitinteressen ist der Sport – vor dem Kino, Tanzabenden, Theaterbesuchen oder der Arbeit im eigenen Schrebergarten.
Entscheidend für die große Begeisterung am Sport sind die Medien. Das Radio holt Sportereignisse in die Wohnzimmer. Die Fachpresse wächst und macht die ersten Sportler zu Superstars, so auch den Boxer Max Schmeling. Sport wird Kult, auch wenn man lieber zuschaut als selber mitmacht.
Der Enthusiasmus für Sportereignisse nimmt nicht selten fanatische Dimensionen an, so dass sportbegeisterte Reporter sogar auf Bäume klettern, um wie hier ein Fußballspiel sehen zu können.
Eine Erfindung wird bald über Deutschland hinaus bekannt: Das Rhönrad, 1925 von Otto Feick erfunden. Das Besondere ist die Verbindung zwischen Turnen und Naturerlebnis, da vorzugsweise im Freien geübt wird. Heute ist das Rad in ganz Europa bekannt und sogar in Japan und Israel gibt es Rhönradvereine.
Über Sport wird von Anfang an viel gestritten. Arbeiter und Bürgerliche weigern sich, zusammen Sport zu treiben. Zusätzlich konkurrieren die Vereine miteinander. Dann streiten sich auch noch Turner und Sportler, wer der Bessere ist! Und nur sechs Prozent der Frauen sind in Sportvereinen eingetragen.
Dieser Meinung sind vor allem die bürgerlichen Turner. Für sie sind andere Sportarten englischer Import, bei dem es nur ums Gewinnen geht. Sie finden das egoistisch und gemeinschaftszerstörend. Den Turnern ist vor allem das Gemeinschaftserlebnis, Kräftigung und Ästhetik wichtig, wie auf dieser Photographie des 14. Turnfestes 1928 in Köln zu erkennen ist.
Die Arbeiter trennen Turnen und restliche Sportarten nicht so streng. Zerstritten sind sie dennoch. Die kommunistische Arbeitersportbewegung versucht, so viele Sportvereine wie möglich für sich zu gewinnen. 1928 wird es den sozialdemokratischen Sportlern zu bunt und sie schließen die Kommunisten aus dem gemeinsamen Sportbund aus.
Eine Sportart schafft es allerdings, Arbeiter und Bürgerliche sowie Menschen unterschiedlicher Herkunft zu verbinden: der Fußball. Die Begeisterung für einzelne Klubs ist riesig. 1928 ist der Fußball der liebste Sport der Deutschen, gefolgt von der Leichtathletik, Schießen, Pferdesport, Schwerathletik, Schwimmen, Autorennen, Rudern, Kegeln und Skifahren. Tennis und Golf sind weniger beliebt. Als Oberschichtensport sind sie bei vielen verpönt.
Der Staat will sich an den politischen Kämpfen um den Sport nicht beteiligen. Der Sportunterricht in der Schule soll vor allem Freude an der Bewegung vermitteln und sieht Sport als Teil einer ganzheitlichen Erziehung. Reformpädagogen steuern viele neue Ideen bei, die bis heute unseren Sportunterricht prägen.