Auch in der Architektur ist die Weimarer Republik ein Aufbruch. Nicht nur das Bauhaus bringt sie hervor. Unterschiedliche Strömungen existieren nebeneinander. Gebaut wird von nüchtern sachlich bis verspielt expressionistisch. Eine Strömung beginnt schon vor der Weimarer Republik: Der Heimatschutzstil. Zwischen 1904 und 1945 wird er als konservativer und traditionalistischer Architekturstil umgesetzt. Typisch für ihn sind die Verwendung regionaler Baumaterialien und historisierender Bauformen. Auf Schmuckelemente wird vorwiegend verzichtet.
Der Wohnraum wird knapp: Als Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung müssen ganz besonders in den Städten im großen Umfang neue Wohnungen geschaffen werden. Als Maximen des Neuen Bauens werden Wohnqualität, Ökonomie und Funktionalität gesetzt. Man setzt auf geradlinige Schnitte, klare Formen und Licht.
Neben den ersten sozialen Wohnungsbau-Projekten wird die Frankfurter Küche als erste Einbauküche von Margarete Schütte-Lihotzky entwickelt. Sie wird in fast 10.000 Frankfurter Wohnungen eingebaut und soll die Arbeit in der Küche durch Rationalisierung erleichtern.
Durch die Entwicklung neuer Materialien und technischer Errungenschaften war es möglich, völlig neue Formen und Konstruktionen zu erschaffen. Im Folgenden entstanden Formprinzipien von Funktionalität und Klarheit, welche als ideelle Grundlage der Bauhauslehre gelten. Der Verzicht auf Ornamente und üppige Innenausstattung zugunsten von Licht und rationalen Grundrissen führt zu kostengünstiger Bauweise. Im Bild: Das 1929 errichtete neue Gesellschaftshaus des Palmengartens in Frankfurt am Main
Anders als in der Neuen Sachlichkeit werden im Expressionismus besonders runde und kristallförmige Baukörper geschaffen. Der Bau der außergewöhnlichen Schalung für den Einsteinturm in Potsdam von Erich Mendelsohn erweist sich als zu kompliziert. Ein dick verputzter Backsteinbau ahmt stattdessen den Beton-Look nach.