Amerika – nach dem Ersten Weltkrieg ist es für viele Deutsche der Sehnsuchtsort schlechthin. In Amerika scheint alles möglich zu sein, das Land steht für Tempo, Modernität und technischen Fortschritt. Vor allem deutsche Städter finden das reizvoll. Berlin ist das europäische Zentrum amerikanischer Kultur.
Besonders für amerikanische Tanzmusik können sich die Deutschen begeistern. Ob Jazz, Charleston oder exotische Tänze – durch die steigende Schallplattenproduktion finden sie bald den Weg in deutsche Wohnzimmer und Tanzsäle.
Die Begeisterung für amerikanische Waren und Kultur ist vor allem Ausdruck für die Sehnsucht nach einem Neubeginn. Viele Bürger sind von deutschen Werten enttäuscht, denn sie haben einen verlorenen Krieg, Elend und Hunger gebracht. Die schnelllebige, optimistische und erlebnisorientierte Kultur Amerikas ist eine willkommene Abwechslung.
Trotz allem gibt es heftige Kritik an der „Amerikanisierung“, wie die Übernahme amerikanischer Kultur auch abschätzig genannt wird. Die Kritiker fürchten eine kulturelle Gleichmacherei durch den Verlust deutscher Traditionen und verheerende Auswirkungen durch die Übernahme des amerikanischen Wirtschaftssystems.
Die Weimarer Republik erfährt durch Amerika große wirtschaftliche Unterstützung. Am 23. Dezember 1924 treffen in Berlin zwei Millionen Dollar in Gold ein und werden von Beamten der Reichsbank verladen. Das scheint sehr großzügig – gleichzeitig bedeutet finanzielle Hilfe auch politischen und wirtschaftlichen Einfluss.
Die amerikanische Wirtschaft ist für einen Neuanfang des kriegszerstörten Deutschlands immens wichtig. Deutsche und amerikanische Ingenieure arbeiten eng zusammen. Im Bild sieht man den deutschen Flugzeugingenieur Hugo Junkers (links) mit dem amerikanischen Automobilkönig Henry Ford (rechts).
Freundliche Begrüßung Charlie Chaplins vor dem Reichstag in Berlin. Er wird 1931 während seines Aufenthaltes anlässlich der Werbetour zum Film "Lichter der Großstadt" in Berlin begeistert gefeiert.
Henry Fords Erfolge in der Autoindustrie sind legendär. Er ergänzt die wissenschaftliche Produktionssteuerung und Arbeitsteilung Frederick Winslow Taylors um die Idee, dass sich die Arbeiter das Produkt selbst leisten können sollen – und so den Absatz steigern. Das Ergebnis: Ein erschwinglicher Kleinwagen für Jedermann – das Ford Modell T. Die Firma Opel (Wilhelm von Opel, links im Bild) übernimmt dieses Prinzip und produziert den ersten deutschen Kleinwagen – den grünen Opel "Laubfrosch".
Das amerikanische Kino übt auf die Deutschen eine ganz besondere Faszination aus. Die Filme von und mit Buster Keaton, Charlie Chaplin und Douglas Fairbanks sind absolute Kassenschlager. Das Bild zeigt eine Begegnung zwischen der amerikanischen Filmlegende Buster Keaton (Mitte) und dem deutschen Filmstar Friedrich Hollaender (2. von links).