Obgleich Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg zunächst politisch abgekoppelt dasteht, kann es schnell wieder aufholen. Wissenschaft und Technologie warten bald mit Höchstleistungen auf. In der Technologie lautet die Devise: Schneller, höher, weiter: In der Luft schweben mit deutscher Ingenieurskunst gebaute Zeppeline, die bis nach Amerika fliegen, die ersten bemannten Raketenflugzeuge starten von deutschen Rampen.
Ausgerechnet Weimar und Berlin. Deutschlands erste zivile Fluglinie verbindet die deutsche Metropole mit der thüringischen Landeshauptstadt in zwei Stunden. Was heute fast in gleicher Zeit mit dem Zug zurücklegbar ist, stellt 1919 noch eine logistische Herausforderung dar. Die täglich verkehrenden Parlamentszüge von Berlin nach Weimar kommen wegen Streiks und Kohlemangel nur selten pünktlich an.
Stattdessen heißt es für jene, die es eilig haben, den Flieger zu nehmen. Am 8. Februar 1919 wird der erste Personenflugverkehr von Berlin nach Weimar aufgenommen. Ab Berlin-Johannisthal geht es um sieben Uhr in der Früh und 13 Uhr mittags los, zwei Stunden später wird der Flughafen bei Weimar erreicht.
Doch nicht ohne Sonderausrüstung, die den Passagieren zur Verfügung gestellt wird. So auch für den Reichspräsidenten Friedrich Ebert, der wenig komfortabel eingeklemmt bei winterlichen Temperaturen zwischen zwei Piloten im offenen Cockpit mit Fliegerbrille sitzen muss.
Noch bevor der Passagierverkehr beginnt, trifft die Reichspostverwaltung die Entscheidung, zwischen Berlin und Weimar täglich zweimal Briefe und Zeitungen durch die Flugzeuge der Deutschen Luft-Reederei zu befördern. Die erste regelmäßige staatliche Flugpostverbindung ist geboren. Am 5. Februar 1919 starten zwei eben noch an der Westfront eingesetzte Doppeldecker in Richtung Weimar. Im Gepäck: 40 Kilo Briefe und 4.000 Zeitungen.
Ihre Ankunft wird in Weimar mit höchster Spannung erwartet. Auf der weißen Schneefläche vor der Flughafenhalle ist ein Kreuz ausgeschaufelt worden, um trotz der dunstigen Luft ein gut sichtbares Landungszeichen zu schaffen.
Kaum angekommen, werden die Briefe und Zeitungen in Autos verladen und in die Stadt gebracht. Selbst die sonst kaum zu beeindruckenden Berliner staunen nicht schlecht, als sie vier Stunden nach Erscheinen eine <i>Vossische Zeitung</i> oder Berliner <i>B.Z. am Mittag</i> in den Händen halten.
"Die Abenteuer des Fliegers von Tsingtau" liest sich wie ein Groschenroman, der beim Lesen den Eindruck vermittelt, dass der Autor zu viel des Guten auf einmal will. Erzählt wird eine abenteuerliche Flucht über drei Kontinente. Dass sich dahinter eine wahre Geschichte verbirgt, ist kaum vorstellbar. Und doch: Jener legendäre Flieger von Tsingtau alias Gunther Plüschow ist einer der Männer, die 1919 die Luftpost von Berlin nach Weimar befördern.
Mit dem Verlegen der Nationalversammlung von Weimar zurück nach Berlin wird die Fluglinie Berlin-Weimar eingestellt. Nach mehreren Fusionen entsteht ab 1926 aus der Deutschen Luft-Reederei ein Teil der Deutschen Lufthansa AG.
Um bei Plünderungen von Geschäften, Unruhen, Demonstrationen oder Verbrechen schnell zur Stelle sein zu können, wird die Schutzpolizei mit Radioempfangs-Apparaten ausgestattet. Die Rundfunkempfänger des Typs Loewe EA985 sind entweder akku- oder batteriebetrieben.
Sandrina, die stärkste Frau der Welt, durchreißt 1924 bei einem Auftritt in Berlin eine 10 Millimeter dicke Eisenkette
Der Inhaber einer Berliner Zoohandlung hat einen kleinen Affen, der – an einer Kette befestigt – vor der Ladentür auf und nieder klettert und so die Aufmerksamkeit des Publikums auf das Geschäft lenkt.
Die erste transkontinentale Fernsprechverbindung feiert am 10. Februar 1928 Premiere. Das erste Gespräch dieser Art darf der amerikanische Botschafter in Berlin Jacob G. Schurman mit dem amerikanischen Außenministerium in Washington führen. Es dauert fünf Minuten und ist klar und deutlich zu hören. Ein Drei-Minutengespräch kostet 330 Reichsmark. Die Verbindung wird über London vermittelt. Das Bild zeigt eine Berliner Telefonbeamtin im General-Telegrafenamt in der Französischen Straße, die die Verbindung gerade herstellt.
Der erste Roboter der Welt frühstückt mit seinem Erfinder, dem englischen Ingenieur Kapitän W.H. Richards in einem Berliner Café, nachdem er der Öffentlichkeit im Variété-Theater Wintergarten präsentiert wurde. Robot kann bereits sprechen, den Kopf wenden, Gegenstände halten und sich verbeugen. Er ist vollständig aus Stahl hergestellt.
Zwei arbeitslose Handwerker machen 1930 aus der Not eine Tugend: In mühseliger Arbeit haben sie ein Modell des Mailänder Doms gebaut und sind mit diesem nun auf Wanderung durch Europa. Ihr Reisegeld verdienen sie durch das Ausstellen des Modells.
Thea Alba schreibt 1928 im Berliner Variété Scala mit sechs Fingern gleichzeitig sechs verschiedene Zahlen. Diese seltene Konzentration der Gedanken, verbunden mit der Gelenkigkeit der Finger, ist bisher selbst bei "Wetten, dass..?" unerreicht.
Zur Eröffnung der großen internationalen Büro-Ausstellung in Berlin 1931 wird ein Riesenexemplar des neuen Em-Ge-Fernsprechers präsentiert. Berlin hat mit fast 500.000 Anschlüssen Ende der Zwanziger Jahre die höchste Telefondichte der Welt.
Das Modell eines Wüstenschiffes für Transport und Forschungszwecke in Wüsten und Steppen, eine Erfindung des deutschen Ingenieurs Johann Christoph Bischoff aus dem Jahre 1927. Angetrieben ist es durch zwei Dieselmotoren und mit modernstem Komfort ausgestattet.
Das Berliner Museum für Sozial-Hygiene im Gesundheitshaus am Urban soll vor Berufskrankheiten und Vernachlässigung ihres Körpers warnen. Durch direkte Gegenüberstellung zeigt das Museum an Skeletten richtiges und falsches Sitzen beim Klavierspielen und in zahlreichen anderen Alltagssituationen.
Auf den Versuchsschießständen in Berlin-Halensee wird eine neuartige kugelsichere Schutzweste ausprobiert. Die Sicherheit der Weste ist so groß, dass Geschosse mit neun Millimeter Stärke aus einem Meter Entfernung wirkungslos abprallen. Dass eine Frau sie trägt, soll unter Beweis stellen, wie leicht die Schutzweste ist.
Den legendären Schienenzeppelin, der nie in Serie geht, nehmen sich Arbeitslose 1932 zum Vorbild und bauen sich ein kleineres Modell für die Straße, mit dem sie durch ganz Deutschland fahren.
Wieviel darf ich essen? Ein Kalorien-Apparat in der Abteilung Nahrungsmittel-Chemie des Deutschen Museums in München gibt Auskunft.
Nicht nur Autos werden in der Weimarer Republik mit Raketen angetrieben, auch mit Fahrrädern testet der Ingenieur H. Richter die Möglichkeiten dieser Antriebsart auf der Berliner AVUS. Raketen sind hierzu über dem Hinterrad montiert. Das Fahrrad erreicht eine Geschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde, wird bei diesem Tempo aber aus der Bahn geschleudert. Sein Fahrer wird nur leicht verletzt, das Fahrrad explodiert.
Unter Obhut einer Krankenschwester werden kleine Großstadtkinder der künstlichen Höhensonne ausgesetzt. Zum Augenschutz tragen alle Brillen.
Der Hamburger Ingenieur Gerhard Zucker erfindet 1933 die erste fernlenkbare Weltraumrakete, die durch 12 Antriebsraketen mit 1.000 Stundenkilometern in eine Höhe von 23.000 Metern geschleudert wird. Die Rakete ist fünf Meter lang und wiegt nur 100 Kilo.
Bereits 1900 wird der erste Zeppelin gebaut und zur Beförderung von Personen eingesetzt. Seinen großen Siegeszug tritt er jedoch im Ersten Weltkrieg an, da er durch Leichtigkeit und langes Flugvermögen entscheidende Vorteile gegenüber damaligen Flugzeugen bietet.
Das Innere der großen Passagiergondel des Grafen Zeppelin bietet seinen Gästen 1928 sowohl einen komfortablen Aufenthalts- als auch Speiseraum.
Nachdem alle Luftschiffe als Reparationszahlungen an die Siegermächte abgegeben wurden, wird erst 1929 wieder der berühmte Graf Zeppelin fertiggestellt. Er umrundet als einziger Zeppelin die Erde und befördert auf zahlreichen Amerika-Flügen sowohl Post als auch Passagiere. Nachdem 1937 der Zeppelin Hindenburg in Lakehurst in Flammen aufgeht, ist die Zeit der Luftschiffe vorerst beendet.
Der Schienen-Zeppelin, ein Eisenbahntriebwagen mit Propellerantrieb des deutschen Ingenieurs Gustav Krukenberg, rast mit 230 Stundenkilometern und 600 PS von Hamburg nach Berlin. Dennoch geht er nie in Serienproduktion, da nur 20 Personen in das Technikwunder aus Aluminium und Segeltuch passen.
Das Dornier-Riesenflugboot Do X kann 1929 bereits 169 Personen befördern. Der Weltrekord bleibt 20 Jahre ungebrochen. Ohne den mitgeführten Kraftstoff für 1.200 km Flugstrecke hätten noch 300 weitere Passagiere an Bord Platz nehmen können.
Eine vollbesetzte Do X startet in Altenrhein am Bodensee. Höchster Komfort, wie Passagier-Deck, Tanzsaal und Salon, wird den Fluggästen geboten. Eineinhalb Jahre wurde am größten Flugboot der Welt in den Dornier-Werken gebaut.
12 Motoren von insgesamt 6.000 PS treiben das fliegende Hotelschiff Do X zu einer Höchstgeschwindigkeit von circa 250 Stundenkilometern an. Die Tragflächen des Flugbootes haben eine Länge von insgesamt 42 Metern. In der Maschinenzentrale werden unter dem Kommando eines Ingenieurs 12 Motoren bedient.
Deutschland verfällt in den 1920er Jahren in einen regelrechten Geschwindigkeitsrausch. Anfang 1928 erreicht Fritz von Opel im Raketenwagen Rak 2, von Pulverraketen angetrieben, auf der Berliner AVUS eine Geschwindigkeit von 238 Stundenkilometern. Zusammen mit Max von Valier entwickelt er 1929 den hier abgebildeten Rak VI, der mit Flüssigtreibstoff angetrieben wird. Mit 400 Stundenkilometern rast er über den zugefrorenen Starnberger See.
1931 läuft in den Opel-Werken in Rüsselsheim der 10.000. Opel vom Band, nachdem 1924 die Fließbandproduktion mit dem Opel 4/12 in Deutschland eingeführt wurde. Der Laubfrosch erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern und ist für 4.500 Rentenmark zu haben, was zu jener Zeit dem Preis eines Einfamilienhauses entspricht.
Der Raketenwagen auf Schienen erreicht 254 Stundenkilometer und verbessert den Weltrekord für Fahrzeuge auf Schienen um 39 km/h.
Ein Stromlinien-Personenkraftwagen der aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen auf Probefahrt in den Straßen Berlins. Das Stromlinienauto wird nach seinem Erfinder Karl Schlör von Westhofen-Dirmstein auch „Schlörwagen“ genannt.
Der Entwurf stammt vom deutschen Ingenieur von Römer. In Fahrstühlen und durch Spiralrampen ist die Auffahrt der Autos in die einzelnen Stockwerke vorgesehen. Die Büro-, Wohn- und Unterhaltungsräume für die Besitzer der Wagen schließen sich an das Hotel an.
Zwischen 1919 und 1933 erhalten siebzehn deutsche Forscher und Denker einen Nobelpreis. Ob Physik, Chemie, Medizin oder andere Disziplinen – die deutsche Wissenschaft gehört zur Weltklasse. Im Bild sieht man Werner Heisenberg, während ihm der Nobelpreis von König Gustav V. von Schweden überreicht wird.
Was Werner Heisenberg erkennt, ist revolutionär: Elektronen umkreisen den Atomkern nicht, wie bisher angenommen, in festgelegten Bahnen. Damit begründet er die Quantenmechanik zur Beschreibung atomarer Zustände. Dadurch sind unter anderem Mikrochips möglich geworden.
Albert Einstein ist wohl einer der populärsten Nobelpreisträger. Doch er erhält den Nobelpreis nicht für seine bahnbrechende Relativitätstheorie, sondern für die Erklärung des photoelektrischen Effekts. Ihm zufolge besteht Licht aus Teilchen (Photonen) und ist nicht einfach eine Welle. Genutzt werden Einsteins Erkenntnisse heute beispielsweise für die Herstellung von Solarzellen.
Das Planck’sche Wirkungsquantum generiert aus Wellen- und Teilcheneigenschaften eine Konstante, mittels derer Quantensprünge berechnet werden können. Nicht umsonst ist Max Planck für viele Naturwissenschaftler der „Vater der Physik“ .
Dank Carl Bosch wird die deutsche Chemieindustrie zur Zeit der Weimarer Republik die beste weltweit. Auf die praktische Anwendung legt Bosch besonderen Wert. Seinen Nobelpreis erhält er für ein Verfahren zur Erzeugung von Ammoniak aus Wasserstoff und Stickstoff. Ammoniak wird in der Munitions- wie in der Kunstdüngerherstellung eingesetzt.