Nach der Euphorie des Neubeginns setzt bei der Bevölkerung schnell Ernüchterung ein. Im Gegensatz zur glamourösen Inszenierung der Monarchisten sind die Vertreter der Weimarer Parteien glanzlose Verwalter. Die erste deutsche Demokratie hat ein großes Imageproblem. Die Feinde der Republik machen sich diese Schwäche zunutze.
Der Generalfeldmarschall führt die Truppen 1914 in die Schlacht von Tannenberg und inszeniert sich als Feldherr einer der seltenen Schlachten, aus denen Deutschland siegreich hervorging. Damit legt er den Grundstein für seine Popularität. Für viele verkörpert Hindenburg Eigenschaften, die sie in der Republik vermissen: Beständigkeit, Pflichtbewusstsein, Liebe zum Vaterland und den unerschütterlichen Glauben der Deutschen an den Sieg.
1925 kandidiert Hindenburg für das Amt des Reichspräsidenten. Sein schärfster Konkurrent ist Wilhelm Marx. Der erste Wahlgang bringt keine Entscheidung. Marx vertritt den republikanischen "Volksblock" und tritt gegen Hindenburgs "Reichsblock" an. Den zweiten Wahlgang kann Hindenburg knapp für sich entscheiden. Dabei profitiert er von Zerwürfnissen im Lager seines Konkurrenten. Am 29. April nimmt er die Wahl an und hat nun das höchste deutsche Staatsamt inne.
Es gibt Dankesgottesdienste anlässlich seiner Wahl und eine konservative Zeitung schreibt: "Wir haben zwar keinen Kaiser mehr, der Repräsentant des deutschen Volkes ist aber nicht mehr identisch mit den Repräsentanten der Revolution 1918. Es steht viel mehr ein Führer an der Spitze des Reiches, [...] der in eine bessere Zukunft weist".
Anders als von vielen Demokraten befürchtet, schlägt Hindenburg nach seiner Wahl keinen antirepublikanischen Kurs ein. Vielmehr versucht er sich als Staatenlenker und Garant für Innen- und außenpolitische Stabilität zu profilieren. Viele seiner rechtskonservativen Unterstützer sind enttäuscht, während das liberale Bürgertum und sogar die Sozialdemokratie Vertrauen fassen.
Das Wort Kamarilla stammt aus dem Spanischen und bedeutet so viel wie "Privatkabinett des Königs". In der Weimarer Republik bezeichnet der Begriff eine Gruppe rund um Reichspräsidenten Hindenburg, die ihn in politischen Fragen berät. Ihren Einfluss benutzen die Mitglieder der Hindenburg-Kamarilla, um Pläne gegen den Parlamentarismus und die Republik zu schmieden.
Er berät schon Friedrich Ebert bis zu dessen Tod 1925. Meißner schlägt ihm das Deutschlandlied von Hoffmann von Fallersleben als Nationalhymne vor. Unter Hindenburg ist er Staatssekretär im Büro des Reichspräsidenten. Er sieht sich selbst als loyalen Staatsdiener und arbeitet bis 1945 als Leiter der Präsidialkanzlei Hitlers.
Auf diesem Foto wollte der Sohn Hindenburgs wohl nicht abgebildet werden. 1933 setzt er sich bei seinem Vater für die Aufhebung des SA-Verbots ein und rät ihm, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Kurt Tucholsky äußert sich ironisch über ihn als "in der Verfassung nicht vorgesehener Sohn des Reichspräsidenten".
Anfangs gut befreundet, entzweien sich die beiden durch Intrigen und Missgunst. Kurt von Schleicher arbeitet erfolgreich am Sturz der letzten demokratischen Regierung, um im späteren Verlauf von Papen zum Reichskanzler zu machen. Als dieser bei Hindenburg in Ungnade fällt, wird Schleicher selbst Regierungschef. Hinter Schleichers Rücken beginnt Franz von Papen nun Gespräche mit Hitler und wird nach dessen Machtübernahme Vizekanzler. Ein ganz schönes Durcheinander also, in jedem Fall aber schlecht für die Republik.
Der Großgrundbesitzer, Reichstagsabgeordnete und Lobbyist gehört zu den engsten Vertrauten Hindenburgs. In seinen Erinnerungen erklärt er seine Ziele: "Beseitigung des Parlamentarismus und Herstellung einer Diktatur". Außerdem brüstet er sich damit, an der Planung verschiedener Putschversuche gegen die Republik mitgewirkt zu haben.
Viele Deutsche fühlen sich in der jungen Republik nicht zuhause. Die Gründe hierfür sind ganz unterschiedlich und oft schon im Kaiserreich und Ersten Weltkrieg zu suchen. Oft ist es die Republik, die für alles verantwortlich gemacht wird. Wie hier zu sehen, muss die junge Demokratie immer wieder mit bewaffneten Unruhen fertig werden. Für viele Deutsche macht sie das zu einer schwachen, anfälligen Staatsform.
Die Dolchstoßlegende ist ein hartnäckiger Mythos, der gegen die Vertreter der Novemberrevolution gerichtet ist. Ausgerechnet Paul von Hindenburg begründet ihn. Dem Mythos zufolge wurde das deutsche Heer nicht auf dem Schlachtfeld geschlagen, sondern konnte aufgrund von Sabotage und Zersetzung durch republikanische Kräfte den Kampf nicht siegreich beenden. Eine dramatische Verdrehung der Tatsachen, die die Gründungsväter der Republik zu Verrätern degradiert.
Die Forderungen der Siegermächte werden von den Gegnern der Republik immer wieder propagandistisch ausgeschlachtet. Obwohl die harten Bedingungen des Versailler Vertrages im Laufe der Jahre weiter gemildert und letztendlich aufgehoben werden, sehen sich viele Deutsche ungerecht behandelt. Vor allem die extremen Rechten betonen immer wieder die Schwäche der demokratischen Parteien, die mit den Siegermächten verhandeln.
Die Republik befindet sich praktisch im permanenten Wahlkampf. Acht Reichstagswahlen und über 20 Regierungen verlangen den Bürgern einiges an politischer Beteiligung ab. Hinzu kommen Landeswahlen, Reichspräsidentenwahlen und diverse Volksentscheide. Kein Wunder, dass sich in der Bevölkerung eine gewisse Wahlmüdigkeit breitmacht. Der Willen, die Republik aktiv mitzugestalten, erlahmt zusehends.
Die Wirtschaft der Republik ist ein ewiges Sorgenkind. Durch Kriegsschulden und Reparationen sind die ökonomischen Startbedingungen denkbar schlecht. Zwar kommt es nach dem Ende der Hyperinflation zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, doch wie anfällig dieser ist, zeigt sich mit der Weltwirtschaftskrise. Millionen Arbeiter und Angestellte sind durch die Krise in ihrer Existenz bedroht. Sie verlieren den Glauben an die Gerechtigkeit des Systems und werden empfänglich für extremistische Parolen.
Reichskanzler Hermann Müller (SPD) mit seinem Kabinett. Von allen Regierungen der Weimarer Republik ist diese am längsten im Amt. Ein Jahr und acht Monate, um genau zu sein. Sie wird getragen von einer Koalition aus SPD, DDP, Zentrum, BVP und DVP. Fünf Koalitionspartner machen die Arbeit nicht gerade leicht für einen Reichskanzler. Zumal es um den Einigungswillen der Koalitionspartner nicht zum Besten bestellt ist.
Ein Streitpunkt der Koalition ist der geplante Bau des Panzerkreuzers A. Ursprünglich sind SPD und Teile des Zentrums gegen den Bau. Daraufhin droht der Reichswehrminister mit Rücktritt. Reichskanzler Müller knickt ein und bewilligt die nötigen Gelder. Es folgen weitere Kraftproben, jede führt fast zum Bruch der Koalition. Der Streit über die Erhöhung der Arbeitslosenversicherung ist ausschlaggebend für das endgültige Aus der Regierung.
... steht am Portal des Reichstags. Das Parlament soll den Volkswillen repräsentieren. Doch die Weimarer Verfassung hat eine Hintertür für den Weg zur Macht offen gelassen. Die so genannten Notverordnungen.
Auch Friedrich Ebert macht in seiner Amtszeit als Reichspräsident vom Notverordnungsrecht Gebrauch. So im Jahr 1923, als die Republik von vielen Seiten bedroht wird. Mit ihrer Hilfe kann er den Zusammenbruch verhindern. Sein Nachfolger Hindenburg (hier im Bild) verfolgt jedoch ein anderes Ziel. Durch das Zusammenspiel von Notverordnungen und sogenannten Präsidialkabinetten entmachtet er Schritt für Schritt das Parlament.
Wenn ein Gesetzesentwurf der Regierung keine Mehrheit im Parlament findet, kann Hindenburg ihn per Notverordnung trotzdem durchsetzen. Dagegen kann sich das Parlament wehren, indem es die Aufhebung der Notverordnung fordert. Daraufhin löst Hindenburg das Parlament auf und fordert Neuwahlen. Bis ein neuer Reichstag zusammentritt, haben er und sein Reichskanzler Zeit, um Gesetze per Notverordnung zu verabschieden. 1931 standen 34 regulär verabschiedeten Gesetzen 44 Notverordnungen gegenüber.
Der Herr mit erhobener Hand ist Franz von Papen, seines Zeichens Reichskanzler. Er und seine Minister bilden ein Präsidialkabinett. Eine Regierung, die keine Mehrheit im Reichstag hat und deshalb auf die Gnade des Reichspräsidenten angewiesen ist. Von 1931 bis 1933 reichen sich die Reichskanzler Brüning, von Papen und Schleicher die Klinke. Allesamt machen sie in ihrem Amt keine gute Figur. Das Resultat der Ära der Präsidialkabinette ist ein Parlament, das zur reinen Farce geworden ist.
Mitglieder der NSDAP betreten den Reichstag. Mit den Wahlerfolgen der Nationalsozialisten wächst auch die Stärke ihrer Fraktion. Ihre Abgeordneten haben jedoch kein großes Interesse am Parlamentsbetrieb und fallen vor allem durch Pöbeleien und Zwischenrufe auf. Auch die Kommunistische Partei Deutschlands stellt immer mehr Abgeordnete. Zwischen diesen beiden Extremen müssen sich die Vertreter der SPD und bürgerlicher Parteien behaupten.